Bildergalerie
St. Georgshof
Ambulantes Betreutes Wohnen (ABW) und Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH)
Marktoberdorf
des BRK Kreisverband Ostallgäu
Das Projekt LEBENSTRÄUME ist ein künstlerisches Fotoprojekt mit Bewohner*innen und betreuten Menschen des St. Georgshofs, des ABW und des SPFH Marktoberdorfs, deren Betreuer*innen und den Fotografen Zacherl und Carmen Janzen.
Es wurde 2011 von der Sozialpädagogin Franziska Stoll initiiert und wird seitdem von vielen professionellen Betreuer*innen weitergeführt.
Die Menschen hinter diesen Bildern leben mit chronischen psychischen Erkrankungen.
Viele ihrer Lebensträume zeigen uns, den Betrachter*innen, die ein selbstbestimmtes Leben führen, wie groß das Glück im scheinbar Alltäglichen sein kann - ein Motorrad führen zu dürfen, alleine im Café zu sitzen, in Familie zu leben. Manche Träume wirken für fast alle Menschen unerreichbar: in Geld zu schwimmen oder ein Engel zu sein, das bleibt auch für gesunde Menschen ein Traum.
Die "Träumenden" dieses Projekts outen sich. Indem sie ihnen Lebenstraum der Öffentlichkeit zeigen, stehen sie für sich ein. Dies verlangt viel Mut. Mit der Unterstützung von Betreuer*innen äußern sie ihnen Lebenstraum und finden eine Bildidee.
Die Fotografen Zacherl aus Tannenberg und die Fotografin Carmen Janzen aus Rettenbach am Auerberg setzen diese Idee mithilfe inszenierter Fotografie um.
In dieser Arbeit geht es darum, den Blick in die Zukunft zu richten. Gemeinsam wird mit einer neuen Sichtweise experimentiert - und der LEBENSTRAUM ein Stück weit erlebbar.
Doch auch für die Öffentlichkeit hält dieses Projekt etwas bereit. Es ist eine Möglichkeit mit der Erfahrungswelt seelisch kranker Menschen in Kontakt zu kommen und regt an zu der Frage: "Was ist mein Lebenstraum?"
Das Projekt wird durch Spenden ermöglicht. Dafür sind wir sehr dankbar!
Zu Fragen rund um das Projekt wendest Du Dich gerne telefonisch an den St. Georgshof unter 08860/9219611.
Herr Pawlik war in der Frankau ein sehr beliebter Mitbürger. Über Jahrzehnte besuchte er dort die Landwirte und half dort mit so gut er konnte, vor allem auf dem Hof der Familie Bayrhof in der Frankau. So saß er jeden Abend im Sommer auf einem Baumstamm, wedelte mit einem Stock und lotste die Kühe, die von der Weide zurückkamen, in den Stall.
Zum Ausklang tranken Herr Pawlik und der Bauer oft genug ein Feierabendbier.
2011 verstarb Herr Pawlik im Alter von 79 Jahren.
Wir danken Herrn Bayrhof aus der Frankau und Frau Monika Holzheu aus Lengenwang für den Trachtenanzug.
Schon als Kind durfte Herr Dressler auf dem Motorrad seines Vaters mitfahren. Dies weckte in ihm die Sehnsucht, selbst eine Maschine zu besitzen und durchs Land zu brausen, um das Gefühl von Freiheit zu erfahren. Für sein Foto wünschte er sich die Begleitung einer blonden Frau - dies gehörte zu seiner Traumvorstellung dazu.
Schon durch das Tragen der Motorradkombi verwandelte sich Herr Dresslers Ausdruck. Er wirkte nicht mehr unsicher und unmotiviert, sondern selbstbewusst und humorvoll.
Herr Dressler ist in den letzten Jahren große Schritte in Richtung eines selbstbestimmten Lebens gegangen.
Er hat das Wohnheim verlassen, lebt in einer eigenen Wohnung, wo er stundenweise vom Team unseres Ambulant Betreuten Wohnens betreut wird.
Wir danken Daniela Eisenlauer, die im St. Georgshof ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolvierte und Herrn Hensel aus Lengenwang für die Leihgabe der Motorradkombi sowie Herrn Waldmann aus der Frankau für die Leihgabe des Motorrads.
Carmen Übele wollte als schöne, starke und leidenschaftliche Frau fotografiert werden. Was liegt bei ihrem Vornamen näher als die "Carmen" aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet zum Vorbild zu nehmen, die für all jene Eigenschaften steht?
Also kaufen wir ein Flamenco Kleid und sie, die sonst viele Selbstzweifel hegte, schlüpfte in eine starke und stolze Rolle. Sie staunte über ihr neues Körpergefühl und genoss es, wie man sieht.
Frau Übele leidet an einer Autoimmunkrankheit und lebt nun in einem Pflegeheim.
Herr Ertl ist seit vielen Jahren ein begeisterter Sammler von LKW-Modellen. Er kennt jeden Typ und hätte natürlich auch genaue Vorstellungen, mit welchem LKW er fotografiert werden wollte.
Zunächst konnten wir keinen seinen Anforderungen entsprechenden LKW finden - also machte sich Herr Ertl selbst auf die Suche.
Schon bald fand Herr Ertl bei der Firma Kugelmann in Rettenbach seinen "Traum-LKW" und organisierte selbstständig das Fotoshooting.
Wir danken der Firma Kugelmann und besonders Herrn Josef Büchele, dem LKW-Fahrer.
Geld in Fülle, das bedeutet: weite Reisen, schöner Schmuck, Designer-Kleidung, eine eigene Villa, ein Luxusauto, eigenes Dienstpersonal, ohne Bedenken Geld ausgeben...
Und während ein gesunder Mensch diese Liste mit extremem Willen und Ausdauer und Taktik wirklich in die Tat umsetzen kann, bleibt er für Frau Schuster ein verrückter Gedanke.
Obwohl sie Nichtraucherin ist und der Martini der Erste ihres Lebens war, mussten diese Statussymbole mit ins Bild.
Bei der späteren Bildbetrachtung fanden wir, dass Frau Schuster in jedem James Bond Film als reiche Dame mitspielen könnte.
Wie viele Frauen hatte auch Frau Höbel den Wunsch, einmal im Leben als Braut im weißen Kleid bewundert zu werden. Dies war ihr so wichtig, dass sie, die sonst unruhige Frau, für ihre Verwandlung zur Braut zwei Stunden lang still sitzen konnte: sie duldete es, dass ihr Lockenwickler eingesetzt wurden, ihre Augenbrauen gezupft und Make-up aufgetragen wurde.
Zudem war sie bereit, den St. Georgshof für die Fahrt zum Fotografen zu verlassen.
Obwohl einige Mitbewohner als Bräutigam mit auf das Foto wollten, verzichtete sie darauf, denn: "Für meinen Traum braucht's keinen Mann".
Beim Fotografen stellte sich heraus: Heiraten ist eine ernsthafte Sache, weshalb sie uns nur ein Mona Lisa Lächeln schenkte. Bei der Betrachtung ihres Fotos meinte Frau Höbel: "Der Hundling hat mir den Kopf vertauscht, so schön bin ich nicht!"
Wir danken Barbara Walther aus Thalhofen für das Brautkleid ihrer Schwiegermutter und Frau Rottler aus Aidlingen für die umfangreichen Näharbeiten und die Neugestaltung dieses Kleides.
Es fiel uns schwer, einen passenden Begriff für den Lebenstraum von Frau Krug zu finden. Am ehesten würde es vielleicht „Erwachsene Heidi“ treffen. Wir bekamen von ihr über einen längeren Zeitraum hinweg einzelne Informationen, die in etwa der folgenden Beschreibung entsprachen: „Ich möchte in den Bergen leben, vielleicht auf einer Alm, in der man Essen und Trinken kann, Heu machen und Tiere versorgen, aber keinen Hund.“
Beim Fotoshooting war sie etwas angespannt, denn einfach nur vor einer Bergkulisse in die Kamera zu lächeln, das entsprach nicht ihren Wertvorstellungen. In der Nähe befand sich aber eine frisch gemähte Wiese und so machte sich Fr. Krug mit einem Rechen in der Hand an die Arbeit.
Sie häufte freudestrahlend eine Reihe nach der anderen auf und vergaß den Fotografen und alle anwesenden Personen.
Später erzählte sie uns, diese Arbeit habe sie zu Hause bei ihren Eltern auf dem Bauernhof immer gemacht.
Kennen Sie die Geschichte „Ein Münchner im Himmel“ von Ludwig Thoma? Aloisius, Dienstmann am Münchner Bahnhof, wird vom Schlag getroffen. Im Himmel wird ihm von Petrus eine Harfe und eine Wolke zugeteilt. Zukünftig soll er „Frohlocken“ und „Hosianna“ singen. Nachdem ihm die Verpflegung im Himmel und seine Arbeit nicht gefallen, wird Aloisius wütend und beginnt zu fluchen. Er sendet Aloisius als Botschafter auf die Erde zurück - er soll der bayrischen Staatsregierung seine göttlichen Ratschläge überbringen. Aloisius ist dort aber nie angekommen, weil er einen Zwischenstopp im Hofbräuhaus eingelegt hat und dort bis zum heutigen Tage sitzt - und genießt.
Herr Freudenberg bewundert das Selbstbewusstsein und die Schlitzohrigkeit von Aloisius. Und wie Aloisius, so hat auch er seinen eigenen Weg gesucht und gefunden: mittlerweile lebt Herr Freudenberg nicht mehr im St. Georgshof, sondern in einer eigenen Wohnung. Er kommt aber weiterhin zum Arbeiten in die Förderstätte des St. Georgshof. Und dort spielt er auch regelmäßig Harfe!
Herr Martin hat sich seit seiner Kindheit vor allem an den Wünschen Anderer orientiert. Er konnte keinen Beruf erlernen, doch wenn er gekonnt hätte, dann wäre er Konditor geworden. Er sagt, dass er seine Torten alle selbst verspeist hätte.
Diesen Wunsch konnte er sich hier erfüllen.
Mit Unterstützung und viel Freude backte er eine Schwarzwälder Kirschtorte. Herr Martin durfte schon bei der Zubereitung naschen so viel er wollte. Anfangs hatte er Hemmungen, aber schon bald schleckte er die Sahne und danach landeten viele Kirschen in seinem Bauch. Dabei grinste er uns schelmisch zu, denn er hatte das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun.
Beim Fotoshooting sollte er mit einer Gabel beherzt in die Torte stechen und davon so viel wie möglich essen. Als er jedoch die sehn-süchtigen Blicke seiner Mitbewohner sah, wollte er die Torte dann doch mit allen teilen.
Herr Martin starb im Oktober 2012 im Alter von 61 Jahren nach einer Krebserkrankung.
Frau Singers Schwerhörigkeit wurde im Kindesalter nicht ernst erkannt und behandelt. Dadurch hatte sie Schwierigkeiten in der Schule und galt als lernbehindert.
Später arbeitete sie jahrelang als Hilfsarbeiterin in verschiedenen Firmen. Dort lernte sie die Liebe ihres Lebens kennen und wurde schwanger – doch die Familien verboten eine Heirat und der gemeinsame Sohn wurde in Obhut von Pflegeeltern gegeben.
Ihr ganzes Leben lebte und haderte Frau Singer mit dieser Entscheidung. Ihr großer Wunsch war nun ein gemeinsames Familienportrait.
Die Liebe zum Vater ihres Kindes hat bis heute Bestand und Frau Singer besucht regelmäßig ihren Freund. Ein Zusammenleben ist ihr krankheitsbedingt nicht möglich.
Herr Kölbl hatte vor seiner Erkrankung schon einige Zeit in der Punkszene gelebt und identifiziert sich stark mit ihr. Mit dem „Punk sein“ verbindet er Begriffe wie Freiheit, Solidarität und Akzeptanz der persönlichen Eigenheiten. Aus den „wilden Jahren“ hat Stefan das Tragen von besonderer Kleidung und Frisuren beibehalten.
Herr Kölbl ist ein einfühlsamer, freundlicher Mensch, der hin und wieder durch provokante Äußerungen an seinen Mitmenschen testet, wie wild er noch ist.
Wir danken den Punkern Felina, Bianca, Sabi, Tobi und Basti (fast alle waren 2013 Heilerziehungspflegeschüler*innen), denen es schwer fiel, nicht zu lächeln, sondern wie Herr Kölbl wild und grimmig in die Kamera zu schauen.
Dieser Lebenstraum erfüllte sich für Conny und Norbert Mühlberger mit einer Hochzeit.
Die beiden lernten sich im St. Georgshof kennen und lieben. Der Glaube an eine gemeinsame Zukunft gab ihnen viel Kraft. So konnten sie den Wohnheimbereich des St. Georgshofs verlassen und leben jetzt in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft in Rettenbach am Auerberg.
Nur wenige betreute Menschen sind in der Lage, über mehrere Jahre eine Liebesbeziehung zu leben - denn mit der eigenen Erkrankung beschäftigt, fällt es schwer, sich auf andere Menschen und deren Probleme einzulassen.
Umso mehr freuen wir uns, dass es die beiden geschafft haben und damit auch vielen anderen Bewohnern Hoffnung auf Partnerschaft geben.
2020 verstarb Norbert Mühlberger. Conny lebt weiterhin in einer betreuten Wohngemeinschaft.
Maria Majhera ist vielen, die sie kennen, als Künstlerin bekannt. Vor ihrer Erkrankung konnte sie von dem Erlös ihrer Gemälde ihren Lebensunterhalt bestreiten. Maria Majhera musste aufgrund ihrer Erkrankung für einige Jahre stationär im St. Georgshof leben, doch die Malerei hat sie nie aufgegeben, im Gegenteil – sie hat ihr immer wieder Kraft gegeben.
Sie fand den Weg zurück: seit 2010 lebt und arbeitet Frau Majhera wieder in ihrer eigenen Wohnung. Sie absolvierte 2014 eine Qualifi-zierungsmaßnahme, in der ehemalige Psychiatriepatient*innen zu Mitarbeiter*innen in psychosozialen Diensten ausgebildet wurden. Sie arbeitet seit 2015 als EX-IN Genesungsbegleiterin beim Sozialpsychiatrischen Dienst (SPDI) in Weilheim und leitet dort Mal- und Gesprächsgruppen.
Hildegard Ebenhoch kennt aus ihrer Vergangenheit viele Schlager und kann sie alle auswendig singen. In einem Kroatienurlaub erzählte sie dann von ihrer Vorliebe für elegante Kleidung und für hochhackige Schuhe. Nach und nach kristalli-sierte sich ihr Traum heraus – als Schlager-sängerin auf einer Bühne stehen, sich der Öffentlich zeigen und das Lied: „Liebeskummer lohnt sich nicht!“ zu singen.
Das rote Kleid war schnell bestellt und den Hut hatte sie sich in besagtem Urlaub gekauft. Im Schuhladen wurde eine andere Hildegard Ebenhoch sichtbar, als die, die wir kennen. Sie schwebte beinahe auf den hohen Absätzen durch den Laden.
Und so verwirklichte sich sich ihren Traum in einer Fotosession – im Hintergrund lief:
„Liebeskummer lohnt sich nicht.“
Johanna Huppert hatte ihr Leben lang Hunde, die für sie treue Begleiter und eine seelische Stütze waren.
Durch körperliche und seelische Einschränkungen und seit ihrem Umzug in den St. Georgshof konnte sie keinen Hund mehr halten. Und so schaffte sich ihr Sohn einen Hund an, der aber eigentlich für sie gedacht war.
Man sagt, die Tiere erinnern an das Wesentliche und so relativieren sich alle Sorgen und Nöte der Menschen. Und so tut jeder Besuch der Familie und „ihres“ Hundes Johanna Huppert sehr gut.
…welche Frau und welcher Mann möchte das nicht?
Karin Jüde interessierte sich scheinbar nicht für ihr Äußeres, aber sie malte in der Kunsttherapie stets Portraits von schönen Frauen. Um den liebevollen Blick sich selbst gegenüber zu „üben“, nahm Katrin am Projekt LEBENSTRÄUME teil.
Sie besuchte einen Friseur, ließ sich die Haare waschen und schick föhnen; Wimperntusche unterstrich ihre langen Wimpern und ein wenig Lippenstift und Puder umrahmten ihre feinen Gesichtszüge.
Als sich Katrin so das erste Mal im Spiegel sah, strahlten ihre Augen.
Die Aufnahmen in der Natur während ihrer liebsten Jahreszeit brachten das aufs Papier, was sie sich nicht hatte vorstellen können - sie selbst, eine wunderschöne Frau.
Der Kuss – in diesem Moment verdichtet sich die Sehnsucht, die wir alle kennen. Es ist die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit.
Das Bild von Gustav Klimt vermittelt außerdem, dass dieser Moment etwas Kostbares und Heiliges ist.
Christina Settele, Klientin des Ambulant Betreuten Wohnens in Marktoberdorf, beschrieb ihren Lebenstraum scheinbar ganz schlicht: einfach in den Arm genommen und geküsst zu werden. Bisher konnte ihr Traum noch nicht verwirklich werden.
Umso beglückender, dass sich ein Mensch fand, der für das Fotoshooting den besonderen Auftrag übernahm.
Ein Traum? Altenpflegerin? Wäre es nicht viel traumhafter, NICHT arbeiten zu müssen und wenn, dann in einem Job, wo man reich wird, wenig Arbeit leisten muss und die meiste Zeit die Beine hochlegen kann?
Stephy Wollrab lebt mit den Symptomen einer Borderline Persönlichkeitsstörung. Für sie bedeutet das Berufsbild der Altenpflegerin Halt und Sicherheit. Und es knüpft eine Verbindung zu ihrer Mutter, die auch als Altenpflegerin arbeitet.
Die Nähe zu den alten Menschen, die neben ihrer Bedürftigkeit Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, tut Frau Wollrab gut.
Für das Fotoshooting verbrachte sie vier Tage in Altenheim Gulielminetti in Marktoberdorf. Hier lernte sie ihre Fotopartnerinnen kennen und kam ihrem Traum schon viel näher.
Wir danken dem Team des Pflegeheims Gulielminetti und einer ganz besonderen Bewohnerin.
Sergej Kobyakov stammt aus Russland und zog im Alter von elf Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland.
Der Umzug in eine andere Kultur prägte sein weiteres Leben. Denn während er die sprachlichen Hürden schnell überwand, fand er nur schwer in Kontakt mit den Menschen in Deutschland. Sein sozialer Rückzug evozierte seine psychischen Beschwerden. Sergej Kobyakov konnte seinen Weg in ein selbstständiges Leben nicht beschreiten.
Heute lebt er mit vielen Menschen am St. Georgshof und erfährt viele Freundschaften und stabile Beziehungen. Er fand die Kraft, seinem Berufswunsch nachzugehen. So belegt er einen Sprachkurs in Englisch, um sich auf die Dolmetscherschule vorzubereiten.
Anstatt aus dieser Gesellschaft ausgeschlossen zu sein, wird Herr Kobyakov zur Verständigung unter den Kulturen beitragen.
Wir danken den Heilerziehungspflegern, Ergotherapeuten, Betreuungshelfern und Sozialpädagogen, die an diesem Foto mitgewirkt haben: Florian Dietz, Tony Barchet, Benjamin Gönen, Stefan Jacobi, Pelin Lermi, Alexander Nierer, Thomas Pahl und Bettina Wittig.
An eine Regel hält sich Frau Konrad eisern – „Ein Bier nach vier!“
So wie viele ihrer Mitbewohner*innen, die am St. Georgshof in der Förderstätte, in der Arbeits- und Beschäftigungstherapie oder in der Werkstatt für Behinderte Menschen arbeiten, läuft sie täglich nach Feierabend in den Dorfladen in Rettenbach am Auerberg. Dort gönnt sie sich dann ihr Feierabendbier. Dieses Ritual ist zu einer stabilisierenden Säule in ihrem Alltag geworden. Sie unternimmt einen täglichen Spaziergang, trifft Menschen aus dem Dorf und erfährt viel Neues.
So wichtig Regeln sind, so schön ist es, diese einmal aussetzen zu dürfen. Im Mariahilfer Sudhaus bei Seeg genießt Michala Konrad ihr Bier vor vier. Gemeinschaft leistet ihr ihr guter Freund Alexander Jesse. Danke Michaela, dass Du so lange Geduld hattest. Denn bis Du endlich den ersten ersehnten Schluck nehmen durftest, mussten noch einige Bilder geschossen werden!
Wir danken dem Team des Gasthauses Mariahilfer Sudhaus und Alexander Jesse, der sich extra bayerisch kleidete.
Herr Polik verfügt über ein großes musikalisches Talent. Er hat eine wunderbare Stimme, ein unfehlbares Rhythmusgefühl und findet beim gemeinsamen Singen immer die passende zweite Stimme. Sein Lebenstraum ist aber, einmal die erste Stimme vor Publikum singen zu können.
Diesen Lebenstraum wollte er sich mit Hilfe des Sängers der Spider Murphy Gang, Günther Sigl, erfüllen.
Am 22. Juni 2013 traf Rainer diesen in Buching bei einem Konzert und hätte am liebsten mit ihm auf der Bühne gestanden und das Lied „Herz-klopfen“ gesungen. Diesmal kam er seinem Traum nur Backstage nahe. Dafür danken wir Günther Sigl.
Vielleicht steht er irgendwann wirklich auf einer Bühne, um mit seiner einzigartigen Stimme die Menschen zu begeistern.
„Früher habe ich die Natur zerstört, heute gestalte ich sie.“
Mit diesen Worten reflektiert Walter Waibl seine heutige Lieblingsbeschäftigung – die Pflege des Gartens und den Umgang mit der Natur.
Er stammt aus Pfronten im Allgäu und arbeitete dort bis 2014 als Forstarbeiter und LKW Fahrer auf dem Bau.
Er war für Baumfällungen zuständig und als Fahrer eines Betonmischers für das Betonieren von Grünflächen.
Heute liebt er es im Garten des St. Georgshof zu säen, pflanzen, düngen, wässern und beschneiden. Er schafft neue Kräuterecken, bringt Dekorationen an und räumt auf, was bei anderen liegen bleibt.
Wenn die anderen Bewohner*innen des Hauses nach ihrer Arbeit in den Feierabend gehen, zieht es Herrn Waibl in den Garten. In dem Wechsel aus Blüte, Vergehen und erneutem Wachstum sieht er den umbedingten Lebenswillen der Pflanzen. Es erinnert ihn an sich selbst. Körperliche und seelische Tiefschläge konnte er nur mithilfe seines kraftvollen Lebenswillens meistern.